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Wiener Staatsoper im Juni- Teil 2

Lucia di Lammermoor - L'Italiana in Algeri - Carmen - La Juive - Die Lustige Witwe - Don Giovanni

Liederabend mit Carlo Bergonzi

KLLustige Witwe
Bo Skovhus und Angela Denoke - Photo: Axel Zeininger

Am 28. Juni gab es noch einmal Die Lustige Witwe in der ausklingenden Saison an der Staatsoper zu hören. Das Publikum schien durchaus Gefallen an Sängerensemble und der Inszenierung von Andrei Serban zu finden, zumindest nutzte es jede Gelegenheit mitzuklatschen. Textverständlichkeit wurde bei allen Mitwirkenden jedoch eher klein geschrieben. Die elegant-aparte Angela Denoke als Hanna Glawarin spricht an, stimmlich wie als Bühnenerscheinung. Aber der Rest ? Leichtigkeit im Spiel und Gesang darf allen Protagonisten zugestanden werden, letztendlich gleicht die Inszenierung eher einer amerikanischen Slapstick-Komödie denn einer Operette. Der blonde Skandinavier Bo Skovhus als Herzensbrecher Danilo paßt zwar in die Inszenierung, trifft aber weniger die allgemeine Vorstellung von einem Dannilo. Einer der Lichtblicke war 'Ihre Exzellenz' Alfred Sramek (Baron Zeta), auf den in Zusammenhang mit seiner Rolle als Taddeo in der Italienerin bereits näher eingegangen wurde. Immer ein Erlebnis ebenso Fritz Muliar als Njegus. Wer mit Blitzlicht in dieser Inszenierung beabsichtigte zu photographieren, was natürlich verboten und normalerweise auch äußerst störend ist (leider dennoch nicht selten geschieht !), bekam von der Bühne Rückendeckung, wenn er den richtigen Moment abpaßte. Mehrfach traten mit Blitzlicht in Richtung Zuschauerraum photographierende 'Reporter' in die Szene – auch in diesem Fall wirkt Blitzlicht störend und für die Sache völlig überflüßig.

Audiclip: Carlos Alvarez über Don Giovanni

Die im Vorjahr anläßlich der Wiener Festwochen bereits Premiere gehabt habende Don Givoanni-Produktion als Kooperation zwischen Staatsoper und Theater an der Wien in der Inszenierung von Roberto de Simone und unter der musikalischen Leitung von Riccardo Muti wurde auch in diesem Jahr anläßlich der Wiener Festwochen am 25., 28. und 30. Juni in fast identischer Besetzung zum Vorjahr gegeben. Die fast intime Atmosphäre im Theater an der Wien eignet sich besonders gut zur Aufführung von Mozart-Werken. 2001 wird es in der Wiener Festwoche Le Nozze di Figaro ebenfalls unter der Stabführung von Muti und mit Carlos Alvarez in der Titelpartie sein. Die Don Giovanni-Inszenierung mit ihrem ständigen Kostümwechsel, der das Ensemble und die Zuschauer durch die Jahrhunderte führen soll, gleicht jedoch mehr einer Modenschau, denn einer Operninszenierung und macht es den hervorragenden Sängern nicht einfach. Unter der Inszenierung zu leiden hat besonders der Sänger der Titelpartie, in diesem Fall Carlos Alvarez. Insbesondere, wenn man ihn in die Zeiten Mozarts und Casanovas versetzt, dann gerät die Figur zu galant, zu blasiert, wenngleich der spanische Bariton es mit großartiger Mimik versteht, sein Spiel amüsant zu gestalten. Nur, ist's wirklich Don Giovanni ? Zum Glück speckt die Inszenierung im Verlauf der Vorstellung an ihrer Kostümopulenz ab und wird damit überzeugender. Glanzszene von Carlos Alvarez ist der Moment, als er im Duett mit dem 'steinernen Gast', dem Komtur (Franz-Josef Selig) seine Höllenfahrt abzuwenden sucht. Da kann der Spanier mit seinem prägnanten, wohltimbrierten Bariton, der ihn bereits in Rollen in Ernani, Don Carlos, I puritani oder Il Barbiere die Siviglia an der Wiener Staatsoper brillieren ließ, dem Baß des Komturs glanzvolles Paroli bieten. Die Standesunterschiede aufzuheben gelingt Ildebrando d*Arcangelo als Don Giovannis Diener Leporello. Auch optisch gut zusammenpassend bieten beide Sänger ein gelungenes Verwechslungsspiel. D'Arcangelo meistert dabei nicht nur stimmlich die schwierige Partie, die von beeindruckenden Tiefen in respektable Höhen führt, bestens, sondern auch darstellerisch mit viel Spielwitz. Hervorragende Leistungen bieten ebenso Michael Schade als Don Ottavio und Adrianne Pieczonka als Donna Anna. Reizend Angelika Kirchschlager als Zerlina, derb-komisch Lorenzo Regazzo als ihr Masetto. Neu im Ensemble in diesem Jahr ist Regina Schörg als Donna Elvira, die deshalb nicht in der Jüdin die Prinzessin singen konnte. Mit sicheren Höhen, farbenreichen Timbre und guter Verkörperung der in einer Art Haßliebe zu Don Giovanni entbrannten Elvira ließen sie in dieser Rolle gefallen.

 

Bravo Carlo Bergonzi ! ! ! ! !

Carlo Bergonzi
Carlo Bergonzi - Photo: Birgit Popp

Zu einem Erlebnis ganz besonderer Art kamen die Staatsopernbesucher am 1. Juli: Carlo Bergonzi gab einen Liederabend, der nicht nur für eingefleischte Bergonzi-Fans zum großartigen Opernereignis wurde. Kaum zu glauben, bei welcher Stimme der italienische Tenor mit 76 (!) Jahren noch ist. Selbst Arien aus Il trovatore und Otello singt er noch vorbildlich, mit größter Eleganz, Leichtigkeit und großartigen, möglich gemacht durch seine überwältigende Technik. In den sechziger und siebziger bis in die achtziger Jahre hinein zählte Carlo Bergonzi zu den ganz Großen seines Faches und noch heute würde man ihn gerne gegen viele seiner jüngeren Kollegen eintauschen. Ein Trost, daß er in Meisterklassen seine perfekte Technik und sein überragendes Können weitergibt. Bereits zu Beginn gab es Standing Ovations für den Grandseigneur, der hervorragend von Vincenzo Scalera am Flügel begleitet wurde. Daß Bergonzi am Anfang nicht alle Töne gelangen und er sich öfters räuspern mußte, war gerne zu verschmerzen. Als er einmal zu einem Spitzenton ansetzte und der nicht kommen wollte, wischte er ihn einfach mit einer Handbewegung weg, setzte noch einmal an und vollbrachte ihn wunderbar. Von da an wollte den auch alles andere gelingen. Daß er sich am Ende für dieses Mißgeschick nach vielen geglückten Liedern und Arien noch entschuldigte, machte ihn nur noch menschlicher. Ebenso, daß er – mit italienischem Charme – verriet, heute seinen 50. Hochzeitstag zu feiern. Natürlich im Beisein seiner Frau.

Birgit Popp

Teil 1

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