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Am 25. Juli
gaben die 'Drei Soprane' auf dem Aschaffenburger Schloßplatz ihre Europa-Open-
Air-Premiere und ihren zugleich einzigen Auftritt in Deutschland. In dem mit Zugabe knapp
zweistündigen Konzert überzeugten die drei amerikanischen Sopranistinnen Kathleen
Cassello, Kallen Esperian und Cynthia Lawrence vor allem in ihren vier aus Opern -,
Operetten-, Musical- und Broadway-Melodien zusammengestellten Medleys. Ihre gut
harmonierenden Stimmen waren sowohl untereinander als auch mit dem Budapester
Konzert-Orchester Máv unter der Leitung von Eugene Kohn fein abgestimmt. Rund 5.500
Freunde von Oper, Operette und Musical kamen auf den Aschaffenburger Schloßplatz vor
imposanter Kulisse zusammen. Ursprünglich waren 8.000 Sitzplätze wie bei den drei
vorangegangenen Bunte Classic Night-Konzerte in Aschaffenburg mit José Carreras,
Montserrat Caballé und Andrea Bocelli vorgesehen gewesen, laut der offiziellen
Begründung war die Kapazität wegen der aufgestellten Fernsehkameras reduziert worden,
allerdings gab es auch für die 5.500 Plätze noch Karten an der Abendkasse. Zwar
erhielten die drei Soprane reichlich Applaus, so richtig wollte der Funke jedoch nicht
überspringen. Dies mag auch an einigen Umständen gelegen haben, die außerhalb des
Einflusses der Künstlerinnen lagen. Zum einen wurde auf die heute bei einem
Open-Air-Konzert üblichen Videowände verzichtet, so daß der größte Teil der Zuschauer
die 'Drei Soprane' nur von weiter Ferne sah, Gesichtszüge und -ausdrücke waren nicht zu
erkennen. Noch schlimmer in visueller Hinsicht wiegte, daß eine vor der Bühne stehende,
altmodische, doppelte Straßenlaterne für rund ein Drittel der Zuschauer die Sicht auf
die Sängerinnen einschränkte. So war von meinem Platz aus, Kathleen Cassello nur kopflos
zu erleben. Nun, zum Glück nicht stimmlos, allerdings ihr schon ins Tremolo reichende,
affektierte Vibrato hätte ebenso wie das von Kallen Esperian besonders in den
Opern-Soloarien etwas weniger stark ausfallen dürfen. Allen drei Sopranistinnen kann man
schöne, klangvolle Stimmen bestätigen, Kallen Esperian besonders in den Mezzolagen,
während Cynthia Lawrence den Spitzentönen besonders Glanz verlieh. Allerdings, nicht nur
die Opernfreunde wird es sehr gestört haben, daß es nur einen, von einem Kran
herabhängenden Lautsprecherturm in der Mitte des Zuschauerareals gab. Dieser verströmte
zwar tontechnischen Wohlklang, im Gegensatz zu manch anderem Open-Air-Erlebnis im
Klassikbereich, aber es ist ein ungewohntes und unangenehmes Gefühl, wenn die Tonquelle
von einer anderen Stelle kommt, als die Sängerinnen auf der Bühne zu sehen sind. Wie
bereits die drei ersten Bunte Classic Night-Konzerte in Aschaffenburg unterstützt
auch das diesjährige einen guten Zweck. Begünstigt wird das UNICEF-Projekt gegen
Kinderarbeit in Indien. Wer möchte, kann sich daran auch noch nach dem Konzert
beteiligen. Die drei Sopranistinnen haben ihre drei, mit Namensgravur versehenen
Longines-Uhren im Wert von je 1.400 Mark zur Versteigerung zur Verfügung gestellt. Gebote
können noch bis zum 15. August an Longines-Promotion Sevice, Stichwort: Longines Bunte
Classic Night, Postfach 1160, 65796 Bad Soden am Taunus eingereicht werden.Fazit: Ein
netter Abend, dem auch das Wetter gnädig gestimmt war, der aber nicht den anhaltensten
Eindruck hinterließ und in dem die Oper bis auf ein Opernmedley, drei Soloarien und
Orchester-Overtüren eigentlich eine recht untergeordnete Rolle spielte. Aber vielleicht
wurde der/die eine oder andere damit doch zum Opernbesuch angeregt.
Birgit Popp
Opera Notes |