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Carmen - Teatro Real Madrid

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Teatro Real, Madrid (ESP), 9. und 10, Dezember 2002

Carmen


Carmen (Denyce Graves) wirft Don José die Blume zu -
damit beginnt der verhängnisvolle Verlauf der Oper
Photos:  Javier del Real

Bizets französische Oper Carmen in deren 'Heimat' zu erleben, hat seinen ganz besonderen Reiz. Allein schon die farbenprächtige und detailfreudige, aber nicht zu opulente Inszenierung aus dem Jahr 1999 vom heutigen künstlerischen Direktor des Teatro Real Emilio Sagi (Bühnenbild: Gerardo Trotti, Kostüme: Jesús del Pozo, Licht: Guido Levi) und die mitreißende Choreographie von Antonio Márquez machten die Carmen-Vorstellungen am Madrider Opernhaus zu einem Genuß. Besonders beeindruckend waren der zweite und der vierte Akt von Bizets 1875 uraufgeführten Oper durch den andalusischen Tanz-Spezialisten Antonio Márquez, der sich selbst einen umjubelten Auftritt im letzten Akt gönnte, gestaltet und mit viel tänzerischem Esprit angereichert. Mit der US-amerikanischen Mezzosopranistin Denyce Graves, die zahlreiche ihrer Hausdebüts so an der New Yorker Metropolitan Opera, am Londoner Covent Garden oder an der Pariser Bastille in dieser Rolle gab, stand  zudem eine der Inkarnationen der Titelpartie der heutigen Opernszene verführerisch, mit guter Präsenz und Stimme auf der Bühne.


Verführerisch Denyce Graves als Carmen

Daß der Jubel des Publikums, der Antonio Márquez und seinem Tanzensemble galt, vom ohnehin sehr kritischen Madrider Publikum nicht im selben Maße den Sängern und dem Dirigenten  entgegengebracht wurde, hing von einer sehr gemischten Ensembleleistung ab. Der in Paris geborene Leiter des Sinfonie-Orchesters von Sevilla Alain Lombard, der für sein in zahlreichen, hocherfolgreichen Schallplatten- und CD-Einspielungen festgehaltenes, französisches Repertoire berühmt ist, bot mit dem Madrider Sinfonie-Orchester einen eher grobgewebten Klangteppich, den man sich in einigen Momenten nuancierter und stimmungsvoller gewünscht hätte. Hervorragend von Martin Merry einstudiert präsentierte sich hingegen der Chor.


Da wird Don José (Sergej Larin) schnell schwach und läßt
Carmen (Denyce Graves) entkommen, was ihn erst einmal ins Gefägnis bringt.

Der russische Tenor Sergej Larin, der an allen großen Opernhäusern der Welt bereits Erfolge gefeierte hat, kämpfte als Don José nicht nur mit den Launen seiner angebeteten Carmen, sondern auch mit – hoffentlich nur vorübergehenden – nicht unerheblichen stimmlichen Problemen und es gelang ihm nur mit viel Erfahrung und Technik sich halbwegs heil über die Runden zu bringen und seine Blumen-Arie doch noch ansprechend in den Zuschauerraum zu transportieren. Ein stimmlicher Genuß war erneut die spanische Sopranistin Isabel Rey als Micaela mit feinen Höhen, sicherer Führung der Stimme und zugleich mädchenhafter Ausstrahlung und Einfühlungsvermögen in die Partie. Der mexikanische Bariton Jorge Lagunes, der auch für die zweite Besetzung Giovanni Furlanetto am 9. Dezember einspringen mußte, fand zwar beim Publikum nicht nur ungeteilte Zustimmung, bot aber insgesamt eine solide Leistung in der Rolle des selbstbewußten Toreros. Eine Carmen aus Fleisch und Blut war auch Béatrice Uria-Monzon in der zweiten Besetzung. Die französische Sopranistin, die in dieser Partie bereits auf CD unter der Leitung Alain Lombard zu hören ist,  reichte in ihrer stimmlichen Ausdruckskraft vielleicht nicht ganz an Denyce Graves heran, brachte die Rolle aber mit viel Feuer und Glaubwürdigkeit und ein für Carmen geradezu perfektes Aussehen auf die Opernbühne. Im Auge behalten sollte man auch die noch junge, von Plácido Domingo geförderte Virginia Tola. Als Micaela sang die argentinische Sopranistin die Rolle zwar zu dramatisch und mit zu scharfen Höhen, sie besitzt jedoch eine schöne Mittellage und mit mehr Erfahrung kann sie sicherlich noch besser ihr vorhandenes Potential umsetzen. Ein Schwachpunkt der Aufführung vom 9. Dezember war Julian Gavin in der Rolle des Don José. Der australische Tenor, der seine Laufbahn in Großbritannien startete, wo er die führende Tenorpartie in Opern wie Jenufa, Madama Butterfly, Tosca, Rigoletto, Les contes d’Hoffmann, Ernani, La traviata und Il trovatore wiederholt an der Opera North gab und 1996 sein Debüt mit Don Carlos unter dem Dirigat von Haitink am Londoner Covent Garden feierte, ist auch regelmäßig an deutschen Opernhäusern bis hin zur Deutschen Oper Berlin zu Gast. Zumindest in der Vorstellung am 9. Dezember fehlte ihm allerdings der Schmelz und die Überzeugungskraft in der Stimme und auch seine Darstellungsweise war wenig ergreifend.


Ein letztes Mal bittet Don José (Sergej Larin) Carmen (Denyce Graves),
zu ihm zurückzukehren. Als sie ablehnt, ersticht er sie.

Ein besonderes Bonbon wurde den zahlreichen Antonio-Márquez-Fans an zwei opernfreien Abenden im Teatro Real mit seinem im Dezember 2001 neu herausgekommenen Programm 'Preludio,  Zapateado und Flamenco-Hochzeit' in der Tavernen-Kulisse des zweiten Aktes von Carmen geboten. Andalusischer Tanz in Perfektion, der auch den Darbietenden von Márquez' 'Companía' soviel Spaß bereitete, daß sie mit ihren Zugaben sehr zur Freude des begeisterten Publikums nicht geizten.

Birgit Popp
Weitere Informationen: www.teatro-real.com

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