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September 1999 -Wiener Staatsoper Seite 2

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Wiener Staatsoper im September 1999

Premieren der Saison 1999/2000 - Ernani - Guillaume Tell - Fidelio - I vespri siciliani - Ariadne auf Naxos

Text: Birgit Popp, Photos: Axel Zeininger

Die dritte Oper, die in dieser Saison auf dem Spielplan stand, war am 3. September 1999 Beethovens sogenannte Freiheitsoper Fidelio, mit der am 5. November 1955 die Wiener Staatsoper wiedereröffnet worden war. Die aktuelle Otto-Schenk-Inszenierung, die 1970 Premiere im Theater an der Wien feierte, wurde bereits zum 164. Mal aufgeführt. Sie spiegelt den Wandel vom Singspielcharakter zur heroischen Oper in hervorragendem Maße wieder. Sängerisch und darstellerisch sind auf der Plusseite ohne Zweifel der als Kerkermeister Rocco alle Register vom Spiel-Baß zum seriösen Baß ausschöpfender Franz Hawlata zu nennen. Ebenfalls bestens gelang der Sopranistin Elizabeth Connell der Wechsel vom Lyrischen ins Dramatisch-Heroische in der Fidelio/Leonore-Partie. Roland Wagenführer, der an diesem Abend sein Rollendebüt als Florestan an der Wiener Staatsoper besaß, blieb etwas blaß in dieser Rolle. Was an seiner Rollenauffassung gelegen haben mag, schließlich stellte er ein seit zwei Jahren in Ketten schmachtenden, halbverhungerten Gefangenen da. Gleich zwei Staatsopern-Debüts gab es an diesem Abend: Ricarda Merbeth als Marzelline und Pavlo Hunka als Pizarro. Die gebürtige Chemnitzerin, die in Leipzig studiert hat und an den Städtischen Bühnen Magdeburg verpflichtet war, hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Zu den Partien der lyrischen Sopranistin zählen die der Margarete, Mimi, Antonia, Tannhäuser-Elisabeth, Eva, Tatjana und Donna Anna. Im Sommer 2000 wird sie in der Neuproduktion von 'Der Ring des Nibelungen' in Bayreuth die Freia, Gerhilde und Gutrune singen. In diesen Rollen wird Ricarda Merbeth auch in Wien zu hören sein. Weitere Rollen in Wien werden die Giulietta, die Vierte Magd (Elektra) und Isaure (Jérusalem) sein. Als liebreizend-naive Tochter Roccos gab sie mit klarem, jugendlichen Sopran ihr gelungenes Debüt als Ensemblesmitglied der Wiener Staatsoper. Pavlo Hunka, Sohn eines ukrainischen Vaters und einer englischen Mutter, arbeitete erst als Rechtsanwalt und Sprachpädagoge, bevor er beschloß, sich ganz dem Gesang zu widmen. Seit 1990 gehören Rollen wie Scarpia, Dulcamara, Leporello, Bartolo, Rangoni, Tomski, Wozzeck oder Macbeth zu seinem Repertoire. Bei den Salzburger Festspielen stand er 1994 und 1995 als Tschernakowskij in 'Boris Godunow' auf der Bühne. Bei den Bregenzer Festspielen 1999 sang er in 'Un ballo in maschera' den Renato, am selben Ort hatte er bereits als Pizarro im 'Fiedelio' auf der Bühne gestanden. Bei seinem Debüt an der Wiener Staatsoper zeigte er zwar viel Talent für die komischeren Passagen seiner Partie, in den dramatischeren hätte der Bariton allerdings etwas mehr Durchschlagskraft aufweisen dürfen. Zu Hunkas Zukunftsplänen zählen an der Münchner Staatsoper Kaspar, Dikoj (Katja Kabanova) und Pizarro.

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Anthony Michaels-Moore

Er bestach in der Rolle des Monforte.

Im Januar 2000 wird der britische Bariton im Stiffelio und im März 2000 im Rigoletto an der Wiener Staatsoper zu hören sein.

Sängerisch und musikalisch den stärksten Eindruck der ersten zehn Tage der Saison 1999/2000 hat Verdis I vespri siciliani hinterlassen. Von der Inszenierung kann dies leider nicht gesagt werden. Halbszenisch dürfte die passenste Beschreibung der drei Jahre alten Inszenierung von Herbert Wernicke sein, bei der er sich verantwortlich für Regie, Bühnenbild, Kostüme und Licht zeichnete. Das Einheitsbühnenbild prägt eine riesige Treppe, die die gesamte Breite der Staatsopernbühne ausfüllt und fast bis in den Bühnenhimmel reicht. Trotz der wenigen Requisiten kam es dennoch zu einem (anscheinend) glimpflich verlaufenen Zwischenfall während der Ouvertüre am 4. September, als ein Requisitenteil in den Orchestergraben stürzte und einen Kontrabaß zerstörte. Der Spieler blieb offensichtlich unverletzt. Ein paar erklärende Worte zum Publikum wären sicherlich angebracht gewesen. Nach kurzer Unterbrechung wurde die Oper fortgesetzt.

Tiefen Eindruck hinterließ Anthony Michaels-Moore mit seiner noblen Präsenz in Stimme und Erscheinung als Monforte. Seinem wunderschönen Bariton entströmten die wohlgeformten Töne voller Seelenschmerz und Machtfülle im Wechselspiel der Gefühle zwischen Machtausübung und Vaterliebe. Der von dem britischen Bariton in allen Nuancen an Höhen und Tiefen entfaltete Klangteppich trug die Seelen und Herzen der Zuhörer empor und sorgte für anhaltenden Applaus nach seiner Arie zu Beginn des dritten Aktes. Seiner Arie in nichts nach stand das anschließende Vater-Sohn-Duett mit Arrigo, der von Johan Botha ebenso glanzvoll gegeben wurde. Dieses großartige Meisterwerk Verdis wurde wahrlich meisterlich dargeboten. Johan Botha mit seinem strahlenden und zugleich berührenden Tenor und Kurt Rydl als den vermeintlichen Frieden zum Angriff nutzender Procida mit klangvollen, Unheil kündendem Bass verstanden zu überzeugen und stießen wie Michaels-Moore auf große Begeisterung. Wie schon üblich in der Staatsoper auf geteilte Meinung traf dagegen Mara Zampieri, die ihr Rollendebüt an der Wiener Staatsoper als Elena gab. Auch, wenn die Qualität ihres Gesanges nicht über die gesamte Vorstellung hinweg gleichmäßig hoch war, die Buhs waren dennoch zu hart. Ebenfalls ihre Rollendebüts an der Wiener Staatsoper hatten am 4. September Anthony Michaels-Moore als Monforte und Kurt Rydl als Procida. Zu den Höhenflügen geführt wurden Sänger, Chor und Wiener Philharmoniker von Fabio Luisi am Dirigentenpult.

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Johan Botha
als Arrigo:

Seine Stimme leuchtet am Tenorhimmel.

Zum 50. Todestag von Richard Strauss am 8. September 1999, stand dessen Ariadne auf Naxos auf dem Programm der Staatsoper - wie schon zu seinem 85. Geburtstag 11. Juni 1949. Marcel Prawy ließ es sich trotz eines gebrochenen Fußes nicht nehmen, einführende Worte zu sprechen und von seinen Erlebnissen aus der Zeit zu berichten, als Richard Strauss seine eigenen Opernwerke noch selbst dirigierte. Die Inszenierung von Filippo Sanjust aus dem Jahre 1976, die am 8. September in ihrer 131. Aufführung an der Staatsoper zu sehen war, hat selbst Staatsoperngeschichte geschrieben, war sie doch auf Gastspiele u.a. in Hamburg, Prag, Washington, Ludwigshafen, Dresden und bei der Japan-Reise des Jahres 1980 zu sehen. Zum 50. Todestag von Richard Strauss wurde diese Inszenierung erstmals seit 1991 wieder gespielt. Allerdings die Qualität der Aufführung hätte dem Anlaß gemäß höher sein dürfen. Dies begann beim Orchesterspiel unter der Leitung von Jun Märkl und setzte sich bei den Sängern fort. Stimmlich nicht ganz überzeugen konnte die als Wagner-Sängerin gefeierte Deborah Polaski in ihrem Rollendebüt an der Wiener Staatsoper als Ariadne und noch weniger Ildiko Komlosi in der Rolle des Komponisten. Ein Lichtblick war Edita Gruberova, deren Karriere mit der Rolle Zerbinettas in der Premiere von 1976 an der Wiener Staatsoper einen ungeheuren Pusch erhielt. Auch heute noch, 23 Jahre später, ist sie in dieser akrobatischen Koloratursopran-Partie Hörens- und sehenswert.

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Peter Weber als Musiklehrer und Ildiko Komlosi als Komponist

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Wiener Staatsoper im Juni 1999

 

 

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