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Wiener Staatsoper im Juni- Teil 2

Lucia di Lammermoor - L'Italiana in Algeri - Carmen - La Juive - Die Lustige Witwe - Don Giovanni

Liederabend mit Carlo Bergonzi

Edita Gruberova als Lucia di Lammermoor
Edita Gruberova als Lucia di Lammermoor
Photo Axel Zeininger

Welch eine Lucia ! Die bis auf den letzten Platz ausverkaufte Wiener Staatsoper stand am 22. Juni Kopf. Edita Gruberova glänzte einmal mehr in unvergleichlicher Weise in der Titelpartie von Lucia di Lammermoor. So rein die Töne, so gestochen scharf und doch lieblich und gefühlvoll. In der 'Wahnsinns-Arie' verschmolz ihre Stimme fast mit den Tönen der Piccolo-Flöte. Ein Hör- und Kunstgenuß par excellence, den nicht zuletzt Marcello Viotti am Pult der Wiener Philharmoniker ermöglichte. Gleich an drei Abenden in Folge schwang Viotti den Taktstock und führte Orchester und Sängerensemble nuancenreich und gefühlvoll, mal humorvoll, mal mit Temperament durch Lucia, L'Italiana und Carmen. Drei Opern, bei denen man eine Studie dreier völlig verschiedener Frauengestalten machen könnte oder zumindest von der Vorstellung, die sich die Komponisten Donizetti, Rossini und Bizet über die Damenwelt gemacht haben. Eines ist den drei Damen gemeinsam, sie sind nicht passiv, sondern ergreifen die Aktivität, bis hin zum Mord. Und, weshalb ? Natürlich der Männer wegen.

An der Seite von Edita Gruberova debütierte am 22. Juni ein junger, italienischer Bariton an der Wiener Staatsoper als Enrico. Franco Vassallo überzeugte mit einem schönen Timbre und selbstsicherem Auftreten. Manchmal neigte er zu einem sehr kraftvollem Einsatz seines schönen und vielversprechenden Stimmaterials. Allerdings, an so einem großen Haus wie der Wiener Staatsoper zu singen, dazu muß ein Sänger auch erst das Gefühl für den richtig dosierten Einsatz entwickeln. Vassallo, der 1997 am Teatro la Fenice in Venedig als Figaro in Il Barbiere di Siviglia debütierte, hat am dortigen Haus bereits ebenfalls den Enrico gesungen. Zu seinen bisherigen Rollen zählen außerdem Ford, Sharpless, Belcore, Luna, Lescaut, Germont, Almaviva, Posa oder Marcello. Zukünftige Pläne schließen Figaro in Il Barbiere di Siviglia in Turin und beim Maggio Musicale Fiorentino und den Ricardo in I puritani in Catania und Genua ein. Haustenor Keith Ikaia-Purdy sprang mit einer ordentlichen Leistung für den unter Kehlkopfentzündung leidenden Neil Shicoff ein, der sich auf seinen Auftritt als Eléazar in La Juive am 26. Juni konzentrierte.

Rossinis L'Italiana in Algeri gehört zu einer der häufiger gespielten Opern im Haus am Ring und ist ohne Frage die vergnüglichste in der feinsinnigen und liebevollen Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle. Agnes Baltsa in der Titelpartie, Kristinn Sigmundsson als Mustafà Bey von Algier, Juan Diego Flórez als Lindoro, da blieben am 23. Juni nicht viele Wünsche offen. Drei Tage zuvor hatte der isländische Baß Kristinn Sigmundsson sein umjubeltes Debüt an der Wiener Staatsoper als Mustafà gegeben. Zuvor hatte der frühere Biologe und Lehrer an Häusern wie dem Teatro dalla Scala di Milano, der Opéra National de Paris, dem Royal Opera House Covent Garden in London, der Metropolitan Opera in New York, der Deutschen Oper Berlin, der Semper-Oper Dresden, der Oper Köln, der Staatsoper in Hamburg und München und dem Staatstheater Wiesbaden gesungen. Bei letzterem Haus war er von 1989 bis 1992 Ensemblemitglied. Zu seinen Partien zählen Gurnemanz, Sarastro, König Heinrich, der Landgraf im Tannhäuser, König Marke, Gremin, Basilio, König Philipp und der Großinquisitor. Im August 2000 wird er bei den Salzburger Festspielen den Creonte in Medea singen.

 

Alfred Sramek
Alfred Sramek
Photo: Axel Zeininger
Ganz besonders an dieser Stelle hervorgehoben sei jedoch Alfred Sramek, der einfach einen köstlichen Taddeo abgibt, und an der Seite der recht dominanten Agnes Baltsa keine Probleme hat zu bestehen. Im März feierte Alfred Sramek seine 25jährige Zugehörigkeit zur Wiener Staatsoper. In dieser Zeit gab er 80 Rollen unverwechselbare Gestalt. Vom Andrea Chénier bis zur Zauberflöte hat Sramek in über 1500 Auftritten insgesamt 61 Opern seinen Stempel aufgeprägt. Er glänzte als Ensemblemitglied dabei in Hauptrollen und bewies zugleich, wie großartig auch kleine Partien gestaltet werden können.

Die Carmen gab es in der Besetzung Irina Mishura (Carmen), Janez Lotric (Don José), Kassimira Stoyanova (Micaela) und Egils Silins (Escamillo) am 24. und 27. Juni zu hören. Janez Lotric, der am 24. Juni sein Rollendebüt an der Wiener Staatsoper hatte, gab einen sängerisch qualitätsvollen Don José mit einer äußerst gefühlvoll vorgetragenen Blumen-Arie. Vor allen in den lyrischen Momenten wußte er sehr zu gefallen. Pluspunkte sammelte auch Kassimira Stoyanova mit einem klaren, ansprechenden Sopran. Insgesamt blieben die beiden Carmen-Vorstellungen eher sängerisch und darstellerisch im, wenn auch gehobenen, Mittelmaß behaften. Sowohl stimmlich als auch als Darstellein konnte Irina Mishura als Carmen wenig Glut entfachen. Egils Silins wirkte eher etwas steif als Escamillo, denn als selbstsicherer Toreador und kam vor allem am 24. Juni stimmlich nicht mit voller Präsenz in den Publikumsraum hinüber.

Janez Lotric
Janez Lotric samg eine gefühlvolle 'Blumen-Arie'
Photo: Axel Zeininger

Um so ergreifender und berührender war einmal mehr Neil Shicoffs Interpretation des Juden Eléazar in Halévys La Juive (Die Jüdin). Trotz Kehlkopfentzündung, die ihm die Vorstellung am 30. Juni endgültig absagen ließ, war seine Stimme und seine Darstellung packend und völlig überzeugend – als, ob Shicoff Eléazar selbst wäre ! An seiner Seite wie schon in der Premieren-Serie ebenbürtig Soile Isokosky in der Titelpartie als Rachel. Die finnische Sopranistin glänzte erneut mit ihrem höhensicheren, ausdrucksvollen Stimmaterial, das sie in beeindruckender Weise einzusetzen versteht und ebenfalls eine auch darstellerisch absolut glaubhafte Rachel in der Krämer-Inszenierung dieses hochaktuellen Themas um Haß und Intoleranz bietet. Neu gegenüber dem Vorjahr war Simina Ivan als Prinzessin Eudoxie im Einsatz, allerdings füllte an diesem Abend ihre Stimme die Rolle nicht aus. Gefallen konnte Jeffrey Francis, der ebenfalls sein Rollendebüt an der Wiener Staatsoper als Lépold hatte, wenngleich auch er in den Höhen manchmal nicht ganz sicher wirkte. Etwas mehr Bühnepräsenz und stimmlichen Ausdruck, vor allem zu Beginn der Vorstellung, hätte man sich von Alastair Miles als Kardinal Brogni gewünscht. Simone Young, die zukünftige musikalische Leiterin der Opera Australia mit Sitz im Opernhaus von Sydney, führte den Abend präzise.

Birgit Popp

Teil 2

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